Herbst ist Erkältungszeit: Warum Sie Ihr Kind nicht vor jedem Infekt schützen müssen
Im Herbst sind fast alle mindestens ein Mal krank – vor allem die Kinder. Kleinere Infekte gehören aber zur Kindheit dazu und stärken das Immunsystem. Haben Sie also keine Angst vor Erkältungen! Wichtig ist nur, dass kranke Kinder die Möglichkeit bekommen, sich in Ruhe auszukurieren, sonst kann sich der Infekt von den oberen bis in die unteren Atemwege ausbreiten und schlimmstenfalls zu einer Lungenentzündung führen.
Husten und laufende Nasen braucht das Immunsystem zum Üben
Gerade jüngere Kinder im Kindergarten- oder Grundschulalter sind im Herbst häufig, meist sogar gefühlt ständig, „angeschlagen“. Ihre Nase läuft, sie haben Husten und wenn es sie etwas stärker erwischt, sind sie auch schlapp, erschöpft und haben Fieber und
Kopfschmerzen. Aber das gehört zum Leben dazu, und solche kleineren Infekte sind auch wichtig, um das natürliche Immunsystem der Kinder zu trainieren.
Wenn Kinder auf die Welt kommen, ist ihr Immunsystem noch sehr unausgereift und weiß noch nicht, wie es funktioniert, mit Krankheitserregern zurecht zu kommen. Ein neugeborenes Kind ist in seinen ersten Lebenswochen noch durch den sogenannten Nestschutz geschützt, einen natürlichen Schutz vor Infektionen, welchen das Kind noch im Mutterleib bekommt. Antikörper aus dem mütterlichen Blut werden, vor allem in den letzten Wochen der Schwangerschaft, auf das Baby übertragen. Babys, die gestillt werden, haben einen noch effektiveren Nestschutz, da die Antikörper über die Muttermilch (vor allem über
die erste Muttermilch, das sog. Kolostrum) weiterhin übertragen werden. Leider sind jedoch Babys, die zu früh geboren werden, mit einem geringeren Nestschutz ausgestattet, da sie sich im entscheidenden Zeitpunkt eben nicht mehr im Mutterleib befinden. Deshalb ist Muttermilch gerade für Frühgeborene so besonders wertvoll.
Aber der Nestschutz lässt allmählich nach, und währenddessen baut sich das eigene Immunsystem des Kindes erst auf. Gelangen in dieser Zeit Keime in den kindlichen Körper, kommt es meist direkt zu einem Infekt an den oberen Atemwegen mit Husten, Schnupfen und den üblichen Erkältungssymptomen. Für das Kind ist das unangenehm – für sein Immunsystem aber wichtig, denn so trainiert es und merkt sich anhand sogenannter „Gedächtniszellen“, den Erreger in Zukunft gleich zu bekämpfen, noch bevor sich eine Infektion entwickelt. Das heißt zwar nicht, dass Kinder später gar nicht mehr krank werden – schließlich erkranken auch Jugendliche und Erwachsene noch an Erkältungen. Das liegt einfach daran, dass es so viele verschiedene Erkältungsviren gibt und sie sich auch ständig verändern. Aber meist werden Erkältungen seltener, je älter ein Kind und je geübter sein Immunsystem ist.
Das Kind ist erkältet: Was es jetzt braucht
Wenn ein Kind eine Erkältung hat, braucht es Zuwendung, Ruhe, viel Flüssigkeit und frische Luft. Geht es schon in den Kindergarten oder in die Schule, sollte es ein paar Tage zuhause bleiben. Kuscheln Sie mit Ihrem Kind und lesen Sie ihm Geschichten vor, Sie können auch einen Film zusammen anschauen. Wenn das Kind Lust hat, zu spielen, ist das auch in Ordnung. Sie müssen es nicht zwingen, im Bett liegen zu bleiben. Halten Sie es nur von zu wilden Spielen ab, die dann wahrscheinlich ohnehin in Hustenattacken enden werden. Sie sollten viel lüften, aber es spricht auch nichts gegen einen Spaziergang. Wenn Ihr Kind
noch klein ist, können Sie es in den Kinderwagen oder sich immer mal wieder auf die Schulter setzen, wenn es zu schlapp ist, um länger zu gehen. Machen Sie die Dauer Ihres Spaziergangs ansonsten davon abhängig, wie viel Kraft Ihr Kind hat.
Bald wird alles wieder gut sein und das Immunsystem konnte mal wieder trainieren. Es gibt leider keine Medizin, die einen Infekt verkürzt. Er dauert eben so lange, wie er dauert. In Apotheken gibt es aber zahlreiche Hilfsmittel, die die Symptome einer Erkältung lindern und den Infekt erträglicher machen, und auch Hausmittel wie heiße Zitrone oder Zwiebelsaft verschaffen den Kindern meist Linderung.
Das Immunsystem des Kindes stärken mit gesunder Ernährung und einem entspannten Alltag
Doch nicht nur Infekte sorgen für ein starkes Immunsystem, auch ein gesunder Lebenswandel fördert die Abwehrfähigkeiten des Immunsystems. Wichtig ist, dass Kinder sich gesund ernähren, mit vielen vitaminreichen Lebensmitteln wie frischem Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten. Außerdem sollten Kinder einen stressarmen Alltag haben, schützen Sie Ihr Kind also vor zu durchgetakteten, überfüllten Tagesabläufen und geben Sie ihm die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, allein zu sein und zu machen, was es will.
Ihr Kind sollte genug Schlaf abbekommen und natürlich viel an der frischen Luft sein. Waldspaziergänge zum Beispiel tun der Gesundheit sehr gut – und das gilt nicht nur für die Kinder, sondern selbstverständlich auch für ihre Eltern. Aber auch Nachmittage auf dem Spielplatz fördern das Immunsystem Ihres Kindes, ebenso wie Alltagserledigungen an der frischen Luft, wie zum Beispiel zu Fuß in den Supermarkt laufen (es sei denn, Sie gehen an einer vielbefahrenen Straße entlang, dann handelt es sich aber auch nicht mehr um „frische“ Luft).
Zu einem entspannten Alltag gehört es auch, sich wirklich auskurieren zu dürfen, wenn man „kränkelt“. Es mag zwar unrealistisch sein, gerade jüngere Kindergartenkinder bei jedem kleinen Schnupfen zuhause zu lassen, weil sie dann fast den ganzen Herbst und Winter lang zuhause bleiben müssten. Aber wenn sich das Kind wirklich nicht wohl fühlt oder sogar Fieber hat, verzichten Sie auf Fiebersaft und geben Sie ihm stattdessen die Möglichkeit, sich zuhause zu erholen.
Denn der Körper eines kranken Kindes ist geschwächt, und wenn er keine Möglichkeit bekommt, sich auszuruhen und Kraft zu tanken, wird das Immunsystem womöglich überfordert und die Keime breiten sich im Körper aus, gehen auf die Rachenschleimhaut, die Bronchien oder sogar die Lunge. Und dann wird das Kind erst so richtig krank, bekommt im schlimmsten Fall eine Lungenentzündung und muss ins Krankenhaus.