Werte und Einstellungen – Familien und Geborgenheit statt Karriere und Ruhm?!

In der Schweiz ist seit einigen Jahren ein Wertewandel im Gange, dies trifft insbesondere auf die Einstellungen und Werte der männlichen Bevölkerung zu. Familie und Geborgenheit werden zunehmend wichtiger, beruflicher Erfolg und Karrierestreben treten hingegen in den Hintergrund. Was sind die Gründe für diesen Wandel?

Studie zu wichtigen Werten und Einstellungen sowie zum Rollenverständnis

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehört zu den gesellschaftlichen und politischen Themen, die seit Jahren einen hohen Stellenwert einnehmen. Die Online-Partnerbörse Parchip.ch hat im Mai 2015 eine repräsentativen Studie über das Rollenverständnis und Einstellungen der Generation bis 40 in Auftrag gegeben. Im Rahmen der von Marketagent.com durchgeführten Studie sind 412 Personen zwischen 18 und 39 Jahren befragt worden. Die wichtigsten Ergebnisse sind in der unten aufgeführten Infografik angezeigt:

Rollenbilder in der Schweiz
Quelle: © https://www.parship.ch

Teilzeitarbeit ist die beste Voraussetzung für ein erfülltes Familienleben

Aus der Studie geht hervor, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Mehrheit der Befragten wesentlich für das Lebensglück verantwortlich sind. Im Zweifelsfall habe die Familie Vorrang, erst dann komme die Karriere. In Teilzeit arbeitend stellt für die Mehrheit der Befragten die berufliche Situation dar, in denen ein erfülltes Familienleben am ehesten möglich sei, wobei dieser Punkt bei den die Frauen einen deutlich höheren Stellenwert einnimmt. Beide Geschlechter stimmen in der Ansicht überein, dass eine vollständige Konzentration der Arbeitszeit auf den Haushalt nicht ihren Idealvorstellungen entspreche.

Mehr Schweizer Hausmänner? Die Wirklichkeit sieht (noch) anders aus

Überraschend hoch ist der Anteil der Männer, die sich vorstellen könnten, die Karriere komplett zugunsten der Familie aufzugeben. Fast ein Drittel der befragten Männer vertreten diese Ansicht. Die Wirklichkeit sieht indes noch anders aus: Aktuell kümmert sich etwa ein Prozent der Schweizer Männer ausschließlich um den Haushalt, bei den Frauen liege dieser Wert bei rund 14 Prozent.

Vollzeit-Berufstätigkeit steht in Deutschland und Österreich höher im Kurs

In den beiden Nachbarländern Deutschland und Österreich gehöre ein Vollzeitberuf für deutlich mehr Männer zu einem erfüllten (Familien-)Leben dazu. Dabei ist ferner anzumerken, dass der Anteil der befragten Männer mit dieser Ansicht in der Alpenrepublik Österreich höher als in der Bundesrepublik Deutschland sei.

Für den Soziologen Dr. Dietmar J. Wetzel sieht im Wandel der Einstellungen bei der „jungen“ Generation laut infoticker.ch eine beunruhigende Entwicklung. Seiner Ansicht nach gebe es auf der einen Seite die Wohlstands- und Erbengesellschaft, die überwiegend in sicheren wirtschaftlichen Verhältnissen aufgewachsen und nicht so sehr auf die berufliche Karriere fokussiert sei. Auf der anderen Seite nehmen Verunsicherung und Zukunftsängste vor allem in der Generation der 18- bis 39-Jährigen zu. Diese Ansichten äusseren sich in einem verstärkten Streben nach Halt im Leben und spiegeln sich in der vermehrten Suche nach traditionellen Werten wie Familie und Kinder wider. Die in Umfragen geäusserten Einstellungen, Ziele und Wünsche lassen sich im Alltag jedoch nicht immer zur vollsten Zufriedenheit verwirklichen.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch in der Schweiz nach wie vor schwierig

Neben den Werteeinstellungen ist auch zu hinterfragen, wie sich Familie und Beruf in der Realität miteinander vereinbaren lassen. Die Absprache zwischen den Partnern klappt im wirklichen Leben nicht immer wie erhofft, dies soll anhand einer realen Geschichte verdeutlicht werden, über die der Tagesanzeiger vor etwa zwei Jahren berichtet hat.

Eine Frau und ihr Partner, beide berufstätig, haben sich vor der Gründung einer Familie darauf verständigt, alle familiären Aufgaben zur Hälfte zu teilen. Beide haben bei der Geburt des ersten Kindes dieselbe Ausbildung und starten mehr oder wenigen gleichzeitig ins Berufsleben. Aufgrund dieser Ausgangsituation haben sie sich verständigt, sich von Beginn an bei der Familiengründung auf Augenhöhe zu begegnen. Zehn Jahre später hat die Frau, eine Doktorin der Mathematik, ihren Job gekündet, da sie die Doppelbelastung nicht mehr ausgehalten und am Rande eines Zusammenbruchs gestanden habe.

Große Hürden vor allem für berufstätige Mütter

Die promovierte Mathematikerin erzählt, dass es auch heutzutage in der Schweiz vor allem für berufstätige Mütter eine große Herausforderung sei, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen. Es sei ihr zu mehr Verzicht und zu mehr Anpassung an das klassische Rollenverständnis geraten, nicht nur von ihrem Partner, sondern auch von ihrem Umfeld.

Ihr entscheidender Fehler sei gewesen, dass sie ihrem Mann ihr Einverständnis gegeben habe, eine Vollzeitstelle zu 100 Prozent auszuüben. Sie selbst hatte ein 80-Prozent-Pensum im Beruf zu absolvieren. Dieser nicht allzu große Unterschied habe dazu geführt, dass sich ihr Mann weniger verantwortlich für die kleinen, aber nicht weniger wichtigen Pflichten des Alltags gefühlt habe.

Die Frau erinnerte ihren Mann regelmäßig daran, seinen Teil des Paktes zu erfüllen. Als dieser immer wieder neue Gründe anführt, warum dies zum jeweils aktuellen Zeitpunkt nicht möglich sei und ihr nach Jahren erklärt, dass in seinem Beruf Teilzeitarbeit nicht zu realisieren sei, resigniert sie.

Mutterschaftsurlaub definiere und zementiere die klassische Rollenverteilung

Nach Ansicht der promovierten Mathematikerin geben viele berufstätige Frauen im Anschluss an die vielen Streitereien über die Aufteilung bei der Vereinbarkeit von familiären und beruflichen Pflichten nach und akzeptieren die Doppelbelastung. Hinzu kommt, dass Mütter nach einiger Zeit zu Hause viele Arbeiten im Haushalt und bei der Kinderbetreuung schneller und effizienter erledigen können. Es würde den Alltag unnötig verkomplizieren, wenn Frauen ihrem Partner immer jeden Arbeitsschritt erklären müssten. So zementiere sich die klassische Rollenverteilung und berufstätige Mütter tappen häufig in die klassische Frauenfalle.

Bildquellen:

Abbildung 1: pixabay.com © Neva79 (CC0 1.0)

Empfehlungen

hallenbad freibad geiselweid winterthur ausflugstipp mamilade
Zurich > Winterthur
Das Hallen- und Freibad Geiselweid befindet sich im Zentrum von Winterthur und lädt Kinder & Eltern zum Badespass ein. Das Bad wird von Familien ebenso gerne genutzt wie von Vereinen und von Schulen. Mehr erfahren...
  • Es gibt etwas zu essen
  • Ausflüge bei Regen - Schlechtwetterprogramm

Das Sherlock Holmes Museum in Meiringen gewährt Kindern und Eltern einen Einblick in die Kriminal- und Polizeigeschichte im London der neunziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts. Das Museum ist eine Ergänzung zu dem rekonstruierten Salon des Hauses in der Baker Street 221b in London, wo Holmes und Watson so viele Jahre zu Hause waren.

Mamilade Check

Mami-Check: Verkehrshaus der Schweiz

September 2022

Das Verkehrshaus der Schweiz ist das meistbesuchteste Museum der Schweiz mit über 500.000 Besuchen pro Jahr. Da war es für uns klar, dass wir diesem natürlich auch einen Besuch abstatten. Weiterlesen...

Mami-Check: Reka-Feriendorf Sörenberg

August 2022

Zwischen dem Rothorn und der Schrattenfluh, auf 1.159 m ü. M, liegt Sörenberg. Das Reka-Feriendorf liegt im einzigartigen UNESCO-Biosphärenreservat Entlebuch. Dort verbrachten unsere Mami-Checker ihren diesjährigen Sommerurlaub. Weiterlesen...

Mami-Check: Detektiv-Trail durch Sörenberg

August 2022

Voller Motivation starteten wir mit unseren drei Kindern vom Reka-Feriendorf Sörenberg im Kanton Luzern, um den Detektiv Trail dort zu absolvieren. Das Reka-Feriendorf liegt im wunderschönen UNESCO- Biosphärenreservat Entlebuch. Weiterlesen...